“Frau Bobrink, warum ist der Vokuhila eigentlich zurück?”
Vollständiges Interview der NWZ-Redaktion mit Friseur-Vorstandsmitglied Melanie Bobrink
Comeback des Vokuhila spaltet die Gemüter
Modernisierte Variante des Schnitts vor allem bei GenZ beliebt
Melanie Bobrink ist Friseurmeisterin und Leiterin der Trend Hair Akademie sowie Lehrlingswartin der Friseur-Innung Oldenburg.
17. Mai 2024 Das nachfolgende Interview mit Melanie Bobrink, der Lehrlingswartin der Friseur-Innung Oldenburg entstand im Rahmen einer Anfrage der NWZ-Redaktion. Veröffentlicht wurde das Interview am 15. Mai 2024 in der Themenrubrik “Soziales”.
NWZ-Redaktion: “Seit wann ist der Vokuhila wieder angesagt?”
Melanie Bobrink: “Der ein oder andere wird sich vielleicht zweimal umgedreht haben, aber ja, es ist nicht mehr von der Hand zu weisen, der Vokuhila ist zurück. Die junge Generation, die dieses Comeback möglich macht, verwendet dafür aber inzwischen gerne den englischen Begriff „Mullet“. Meiner persönlichen Beobachtung nach gab es vor ein paar Jahren die ersten mutigen Pioniere. Von einem Trend würde ich aber erst seit ein bis zwei Jahren sprechen.”
NWZ-Redaktion: “Bekommen Sie den Trend auch in Ihrem Salon zu spüren?”
Melanie Bobrink: “Ich denke, die Zielgruppe der Salons spielt hier eine zentrale Rolle. Der Vokuhila, der übrigens eine Abkürzung von „Vorne kurz hinten lang“ ist, wird vor allem von der Generation Z nachgefragt. Das Durchschnittsalter der Kundinnen und ist also ein guter Indikator dafür, inwiefern der Trend im einzelnen Salon bereits eine Rolle spielt. Für unsere Trend Hair Salons in Oldenburg und Umgebung kann ich aber bestätigen, dass die Frisur bei beiden Geschlechtern, vor allem aber bei den jungen Männern ihren zweiten Frühling erlebt. Ich bin mir aber sicher, in Städten wie z. B. Berlin reden wir aber über ein ganz anderes Ausmaß.“
NWZ-Redaktion: “Woran, glauben Sie, liegt es, dass der Trend zurück ist?”
Melanie Bobrink: “Die Erklärung ist vielschichtig, aber eigentlich ganz einfach. Mode unterliegt Zyklen. Fast alles kommt irgendwann als Neuinterpretation zurück. Aktuell sind es die 80er, die ihr Revival feiern. Das betrifft aber nicht nur das, was am Körper, sondern auch auf dem Kopf getragen wird. Bei der Kleidung sehen wir aktuell gerne weite Silhouetten wie damals und passend dazu wird sich natürlich auch an den Frisuren dieser Zeit orientiert.
Ein Trend hat eben immer schon den Gegentrend im Gepäck: Der Vokuhila war jetzt eine ganze Zeit verpönt – aber genau deswegen verleiht er seinen Trägerinnen und Trägern nun die Individualität, die sie sich wünschen.
Zu guter Letzt spielen die Idole und Stars der aktuellen Generation eine große Rolle. Angesagte Musiker wie z. B. Ski Aggu oder zahlreiche Influencer auf TikTok haben den Trend befeuert – natürlich färbt das ab.”
NWZ-Redaktion: “Trägt man den Vokuhila heute anders als noch in den 80er-Jahren?”
Melanie Bobrink: “Ja, definitiv – und da kann ich nur sagen zum Glück! Die Frisur wird heute gerne mit einem sauberen, aber kurzen Übergang an den Seiten – Fade genannt – kombiniert und nimmt insbesondere im Nacken nicht mehr die Ausmaße der 80er ein. Hier trägt man es heute oft kürzer, dafür oben aber etwas länger. Wir sehen momentan also eine entschärfte Variante des Vokuhilas, der auf den Namen „Modern Mullet“ hört. Eine Dauerwelle wird ebenfalls gerne kombiniert, wenn die eigene Haarstruktur nicht ausreichend Volumen gibt.“
NWZ-Redaktion: “Was sollte man beachten, damit der Schnitt gut aussieht?”
Melanie Bobrink: “Letztlich ist immer erlaubt, was dem Träger oder der Trägerin gefällt. Meine persönliche Meinung wäre aber, sich an der zuvor genannten Neuinterpretation zu orientieren, um nicht aus der Zeit gefallen zu wirken. Wichtig ist – wie bei allen Frisuren – ein sauberer und guter Schnitt, der zum Typ passt. Da können die Betriebe der Friseur-Innung Oldenburg aber gerne behilflich sein. Wir zählen nicht ohne Grund zu den handwerklichen Ausbildungsberufen.”
NWZ-Redaktion: “Steht jedem der Vokuhila oder sollte man Gesichtsform, Haarstruktur usw. berücksichtigen? Welche Haartypen sind besonders geeignet für den Schnitt?”
Melanie Bobrink: “Der Vokuhila in seiner aktuellen Form zieht das Gesicht optisch in die Länge. Das bedeutet, dass der Schnitt ein eher rundliches Gesicht ein Stück weit kompensieren kann. Bei einer sehr schmalen Kopfform wäre ich hingegen vorsichtig.
Was die Haarstruktur betrifft, sind Naturlocken oder krauses Haar eine gute Voraussetzung, um für das richtige Volumen nicht morgens viele Stunden vor dem Spiegel verbringen zu müssen. Bei glatten Haaren käme eine Dauerwelle infrage – ansonsten würde ich bei so einer Haarstruktur von dieser Frisur abraten.
Grundsätzlich ist es aber wichtig, dass der Vokuhila zu seinem Träger oder seiner Trägerin passt. Wer auch sonst gerne optisch auffällt, für den könnte der Schnitt vielleicht genau der Richtige sein.”
NWZ-Redaktion: “Glauben Sie, der Vokuhila bleibt angesagt oder kommt schon bald der nächste Trend?”
Dirk Wellmann: “An Vorhersagen zu Trends und deren Entwicklung hat sich schon so mancher die Finger verbrannt. Ich würde zum aktuellen Zeitpunkt aber schätzen, dass der Vokuhila uns noch ein Weilchen begleiten wird. ”